Die Schlofschtub

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Als Pilger geh ich widder hin

In’s Haus, wo ich gebore bin —

Do tret m’r awer leis!

Mei Herz tregt wie ’n heilig Ding,

Die G’fiehle, die ich mit mir bring,

Heem vun der lange Reis!


Was is mer des ’n g’wohnter Weg

Zum zwette Schtock, uf däre Schteeg;

Wie oft bin ich do nuf!

Wie’s sellmol war, so is es noch noch —

Im Waschbord dort ’n Knorreloch:

Guck mol! es schteht noch uf.


Nein Treppe — ’s braucht kee’ Zehles do —

Ich wett dich was du wit, ’s is so —

Juscht vier hot sell klee’ Schteeg.

Der Riegel hot uns Schpass gemacht;

M’r Buwe hen do g’rutscht un g’lacht —

Der Däd war net um d’Weg.


Sell Fenschter dort — guck juscht mol hi —

Die Läde g’macht vun Lettcher grie’,

Wie immer sin noch zu;

Un's Owetlicht fallt in d’r Gang

So schpuckig bleech — ’s werd m’r schier bang —

Was ich doch fiehle dhu!


Bal bin ich froh, bal dhut’s m’r leed,

So halb in Forcht, so halb in Freed,

Geh ich die Treppe nuf!

Die Dheer grad owe an der Schteeg —

Mit Seifze ich die Schlenk a’reg,

Mit Dhreene mach ich uf!


Du alti Schtub! wie manche Nacht

Hab ich im Schlof do zugebracht,

Wo ich noch war en Kind!

In sellem Eck, dort war mei Bett;

Wann ich’s vergesse kennt — wär’s net

’N arge Schand un Sind!


Wie hot m’r g’schlofe selli Zeit,

So find m’rs net bei grosse Leit —

Ich schlof ah nimme’ so;

Viel Johre mache’s Kisse hart,

D’no leit m’r ewe wackrig dort —

M’r is net meh so froh!


Der Mond is uf — er is juscht voll —

’R piept zum Fenschter rei — guck mol —

Un scheint uf’s Bett un Floor.

Was regt sich an der Wand? ich glaab,

’S is Schatteschpiel von Babblelaab:

So hab ich’s g’seh’ zuvor.


’S is Alles schtill, es regt sich nix,

Juscht nau am Fenschter kreischt ’n Kricks

In seller hohle Sill;

Horch! dart im Schank die Dodteuhr!

Wees woll es is en Holzworm nur;

Doch wott ich, er wär schtill.


Wann’s G’schpenschter gebt — ich denk es dhut —

Der Platz, die Zeit, die wär grad gut;

Sie sin verleicht ah hier!

Ich sehn mit Aage wol nix so,

Doch fiehl ich als wär Ebbes do;

Wie fei’rlich werd’s doch mir!


Ja, Geischter sin’s vom Kindheets-Kreis;

Sie kumme heilig, sanft un leis

Iwer die Johre’ bei.

Sie schpiegle vor mei’m Herze dar

Die frohe Zeit, die sellmol war,

Un kann nau nimme’ sei’!


’S sin Unschulds-Geischter, froh un schlicht

Sie wandle do im Mondelicht,

Sie danse’ an der Wand;

Will wette’, Engel sin net weit

Von unsre scheene Kinnerzeit,

Die lei’t an’s Himmels Rand!


So Geischter sin uns Mensche’ gut,

Wie’s ah die Biwel sage’ dhut,

Do zweif’l ich ewig net;

Sie wache, dass uns Nachts nix blogt,

Wann mer sei’ „Unser Vater” sagt,

Bevor m’r geht in’s Bett.


Dess hot die Mammi fescht behaabt,

Mir Kinner hens ah so geglaabt,

M’r hen ah so gedhu’.

Du sagscht verleicht: „Des ganse Ding

Is weiter nix als Einbilding” —

Dummheet! was weescht dann du?


Bei mir hot’s doch recht gut gedhu’;

Ich macht’ dann ah die Aage’ zu,

Un ruhig war die Nacht.

Ich dhu’s ah noch, un’s geht noch gut,

Ich glaab gewiss, dass wer des dhut,

Der hot ’n Engelswacht.


Hab oft gewott — verleicht is’s Sind —

Ich wär als noch juscht so’n Kind,

Wie sellmol an dem Ort.

Doch will ich b’halte, wann ich kann,

Die Kindheetsunschuld in ’m Mann;

D’noh lebt’s Kind in m’r fort.


Ei guck, wie schnell der Mond nuf eilt;

Wie lang hab ich mich doch verweilt!

Ich muss nau widder geh’.

Gut Nacht, klee’ Stübche’! halt, ich meen

’S wär Ebbes in mei’m Aag — ’n Dhreen!

Der Abschied, der dhut weh!


(Henry Harbaugh)

Literatur[Ennere | Quelltext bearbeiten]

  • Henry Harbaugh, Benjamin Bausman (ed.) (1870). Harbaugh's Harfe: Gedichte in Pennsylvanisch-Deutscher Mundart. Philadelphia: Reformed Church Publication Board.