COVID-19 lab leak theory

Die "Lab Leak Theorie" oder "Lab Leak Hypothese" beschreibt den Zusammenhang des Auftretens von SARS-CoV-2 im Dezember 2019 mit einem möglichen Laborunfalls bzw. unbeabsichtigter Freisetzung eines Coronavirus aus dem Laborumfeld.
Die Hypothese ist anhaltend Grundlage heftiger Diskussionen. Die gängige Lehrmeinung eines natürlichen Spillovers von Fledermaus bzw. Pandolin zu Mensch über einen Zwischenwirt bezieht sich weiterhin auf einen bereits im Frühjahr 2020 im wissenschaftlichen Journal "Nature" veröffentlichten Artikel (K.Anderson et al:The proximal origin of SARS-CoV-2), der die These eines Labor-Unfalls zurückweist.
Ein eindeutiger Zwischenwirt wurde trotz vielfältiger Vorschläge bislang nicht bestätigt. Ein eindeutiger Zwischenwirt wäre ein Indiz für einen natürlichen Ursprung von SARS-CoV-2.
Im Zentrum der Diskussion um einem Laborunfall steht aufgrund räumlicher Nähe zu den ersten dokumentierten Krankheitsfällen das Wuhan Institute of Virology (WIV).
Das Wuhan Institute of Virology (WIB) war bereits vor der Pandemie eines der weltweit führenden Labors zur Erforschung von Coronaviren. Nach Ansicht der Befürworter der "Lab Leak Theorie" ist die verspätete Meldung der ersten Krankheitsfälle durch chinesische Behörden ein weiters Indiz für einen Laborunfall.
Die Politisierung des kontrovers diskutierten Themas führte unter anderem zu Rassismusvorwürfen.
In den Jahren vor Ausbruch der Pandemie im Winter 2019/20 hatten Wissenschaftler des WIV, teilweise in enger Zusammenarbeit mit ausländischen Wissenschaftlern, Tausende von Virenproben von Fledermäusen in China und anderen Ländern Südostasiens gesammelt. Die genaue Anzahl der im WIV untersuchten Proben bleibt unklar. Unsicher ist auch die Anzahl und Art der bis zum Ausbruch der Pandemie im Institut durchgeführten Versuche.
Es wird diskutiert, in wieweit absichtlich ins Genom eingebrachte genetische Veränderungen schlussendlich zu der außergewöhnlich schnellen und effizienten Virusverbreitug beigetragen haben.
Der Verdacht, dass es sich bei SARS-CoV-2 um ein aus einem Labor stammenden Virus handeln könnte, wurde bereits wenige Tage nach Bekanntgabe der Krankheitsfälle in Wuhan (China) von Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen geäußert.
Die Kontroverse führte in der Folge auch zu Spannungen im Verhältnis zwischen China und den USA. In wieweit die heutige Lehrmeinung eines natürlichen Spillovers auch von politischen Abwägungen abhängt, ist Grundlage von Untersuchungen.
Die These eines Laborunfalls erlangte im Jahr 2021 erneut mediale Aufmerksamkeit. Im März 2021 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen Bericht, in dem einerseits die Möglichkeit eines Laborunfalls als "extrem unwahrscheinlich" eingestuft wurde, andererseits die Generaldirektion der WHO im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgab, die Aussagen des Reports seien noch nicht abschließend.
Bislang konnte aufgrund der Weigerung der chinesischen Behörden noch kein unabhängiges Labor-Audit im WIV durchführt werden.
Erschwerend für die abschließende Frage, wie das SARS-CoV-2 in die Bevölkerung gelangte, kommt hinzu, dass die Datenbank des WIV im September 2019 einem Hackerangriff zum Opfer gefallen war.
Im Januar 2025 veröffentlichte die CIA (USA) eine Stellungnahme, die die Möglichkeit eines Laborunfalls gegenüber einem natürlichen Spillover favorisiert, allerdings gelangte die CIA ebenfalls zu keinem abschließenden Ergebnis. Neue Daten für die geänderte Einschätzung durch die CIA wurden nicht veröffentlicht.
Hintergrund
[Ennere | Quelltext bearbeiten]Die vorherrschende Lehrmeinung zum Ursprung von COVID-19 ist, dass das SARS-CoV-2 Virus auf natürliche Weise auf den Menschen übergesprungen ist (Spillover). Um sich dann von Mensch zu Mensch weiter zu verbreiten zu können, ist allerdings notwendig, dass sich das Virus weiterentwickelte.
Das ursprünglich von Fledermäusen stammende Virus musste sich an menschliche Zellen und deren Rezeptoren anpassen, um sich dort effizient weiter zu vermehren. Die Virusreplikation findet notwendigerweise im Inneren von Zellen des infizierten Wirtes statt.
Die Schnelligkeit und Präzision, mit der die Anpassung von SARS-CoV-2 an menschliche Zellen stattfand, ist bemerkenswert.
Befürworter der Lab Leak Theorie führen diesen Umstand als weiteres Indiz dafür an, dass eine Veränderung im Labor stattgefunden haben könnte.
Mögliche Szenarien
[Ennere | Quelltext bearbeiten]Die Möglichkeit eines aus einem Labor stammenden Virus könnte auf verschiedene Weise stattgefunden haben.
Einerseits könnte ein frisch von Fledermäusen gesammeltes Virus unbemerkt auf einen Labormitarbeiter übertragen, und dann von diesem unbeabsichtigt in der Bevölkerung weiterverbreitet worden sein. Dieses Szenario ähnelt dem eines natürlichen Spillovers, würde aber erklären, wie das aus mehr als 1000 km stammende Fledermausvirus nach Wuhan gelangte.
Ein weiteres diskutiertes Szenario ist, dass das natürliche Fledermausvirus im Labor in Zellkulturen und/oder Labortieren zu Versuchszwecken vermehrt wurde. Im Rahmen der Virusvermehrung könnte dann eine bessere Anpassung an menschliche Zellen stattgefunden haben.
Eine weitere diskutierte Möglichkeit wäre ein natürliches Virus, das zu Forschungszwecken oder zur Entwicklung eines Impfstoffs gezielt an bestimmten Stellen des Genoms verändert wurde, um besser vermehrungsfähig zu werden.
Ein sehr umstrittenes Szenario ist die Möglichkeit, dass SARS-CoV-2 gezielt mit gentechnischen Methoden anhand eines "Bauplans" im Labor erschaffen sein könnte. Auch hier werden verschiedene Techniken diskutiert.
Befürworter der Lab Leak Theorie versuchen, gezielte gentechnische Veränderungen anhand von Spuren im Virusgenom nachzuweisen.